Ohne Grenzen: Berufsabenteuer von China bis Győr

2025. 07. 09.

Aus der Komfortzone herauszutreten ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich! Eine internationale Entsendung kann nicht nur eine berufliche Herausforderung, sondern auch ein Abenteuer fürs Leben sein. Lerne Balázs' Geschichte kennen, der erzählt, wie diese Erfahrung zu einem echten Meilenstein in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung wurde.

Erzähle uns ein bisschen über dich! Wie beginnt deine Geschichte?

Ich bin in Halimba, Komitat Veszprém, aufgewachsen, aber seit 2008 lebe ich in Győrzámoly. Ich habe an der Universität Veszprém einen Abschluss als Maschinenbauingenieur gemacht und zu Beginn meiner Karriere kurz im Logistikzentrum einer internationalen Lebensmittelkette gearbeitet. Seit 2006 bin ich Mitarbeitender bei Audi Hungaria und fing meine Laufbahn als Konstrukteur im Werkzeugbau an.
 
Wie hat sich dein Karriereweg bei Audi Hungaria entwickelt?
 
Im Laufe der Jahre, die ich im Werkzeugbau verbrachte, hatte ich die Möglichkeit, verschiedene Bereiche kennenzulernen: Ich arbeitete als Geräteentwickler und dann als Projektleiter. Hier war ich an der Planung von Produktionslinien mit unterschiedlichen Kapazitäten beteiligt. Meine frühere Arbeitsaufgabe war eher technischer Art, mit weniger zwischenmenschlichen Kontakten, während als Projektleiter tägliche Abstimmungen, Berechnungen und umfangreiche Kommunikation zu meinem Job gehörten. In diese Zeit fällt auch meine erste Entsendung ins Ausland: Ich verbrachte 1,5 Jahre in Neckarsulm, wo ich anlässlich eines chinesischen Projektes auch die Gelegenheit hatte, für einige Wochen nach Changchun zu gehen. Hier begann meine Beziehung zu China, und ich wusste sofort, dass ich für eine längere Entsendung zurückkehren möchte. Dank dieser Möglichkeiten habe ich beruflich viel gelernt und mich entwickelt.

2019 wurde ich Mitglied des Planungsteams im Motorenwerk als Konstrukteur der V6-Ottomotoren-Produktionslinie. Das Motorenwerk war ein großer Wechsel für mich. Die Art der Strukturierung und der prozessorientierten Arbeit, die ich dort erlebte, hat mich sofort fasziniert. Aber vor allem das Team, mit dem ich dort arbeiten konnte. Ich habe mich in dieser Umgebung sehr wohl gefühlt.

Was motiviert dich bei der Arbeit? Was treibt dich Tag für Tag an?

Natürlich können berufliche Herausforderungen das Interesse langfristig aufrechterhalten, aber ich denke, dass man nach einer gewissen Zeit eine größere Abwechslung braucht – wo man etwas ganz anderes machen kann. Für mich war das der bereits erwähnte Wechsel im Motorenwerk. Zum Glück ist bei Audi Hungaria die Möglichkeit gegeben, im Laufe unserer Karriere hausintern neue berufliche Perspektiven zu finden. Eine weitere Sache, die mich andauernd motiviert, ist neue Menschen kennenzulernen, vor allem wenn ich mit Kollegen aus verschiedenen Kulturen zusammenarbeiten kann, denn das eröffnet mir immer neue Perspektiven. Es hat mir Spaß gemacht zu erleben, wie unterschiedlich die europäische und die asiatische Denkweise und der Problemlösungsstil sind. 
 
Worauf bist du in deiner Karriere am meisten stolz?

Aus beruflicher Sicht ist eindeutig das exklusive Serienumzugsprojekt, auf das ich am meisten stolz bin. Ich arbeitete mit einem begeisterten, kleinen Team zusammen, um Elemente einer bestehenden Produktionslinie in eine andere Linie zu integrieren, während die kontinuierliche Fertigung aufrechterhalten wurde. Dabei ist es uns sogar gelungen, neue produktionstechnische Lösungen zu entwickeln.

Es ist auch ein großartiges Erlebnis zu sehen, wie sich leere Hallen an zwei Standorten mit Robotern füllen, die sich dann in Bewegung kommen und anfangen, zu produzieren. Den Prozess vom Entwurf bis zur Serienproduktion zu verfolgen, war ein echtes Erlebnis für einen Ingenieur.

Persönlich bin ich stolz darauf, aus meiner Komfortzone herausgetreten zu sein und in den Motorenwerk gewechselt zu haben, wo mich völlig andere Aufgaben erwarteten als die, die ich gewohnt war.

 

Wie kam es zu der Möglichkeit der ausländischen Entsendung?

Vom neuen Audi-Werk (NEVCo), das in China gebaut wird und für das Mitarbeitende gesucht werden, habe ich zum ersten Mal bei einer Besprechung gehört. Ich bewarb mich auf eine der Stellen, und dank meiner früheren Erfahrung im Werkzeugbau bekam ich den Job. Dies war der Beginn meiner Entsendung für 2 Jahre nach Deutschland im Jahr 2021, gefolgt von meinen derzeitigen 2 Jahren in China.

Warum hast du die Entsendung angenommen?

Bei meiner Entscheidung spielten mehrere Faktoren eine Rolle: Ich empfand es als eine spannende berufliche Herausforderung und wusste, dass ich dabei viel lernen würde. Und es war nicht das erste Mal, dass ich in China war – 2011 hatte ich schon die Gelegenheit, vier Wochen dort zu verbringen, was ein wirklich unvergessliches Erlebnis für mich war. Die Kultur, die Gastronomie und die Offenheit der Menschen dort haben dazu beigetragen, dass mir klar wurde, dass ich gerne für einen längeren Aufenthalt zurückkehren möchte, aber meine Familie hat sich bisher geweigert. Nicht zuletzt war es für uns eine starke Motivation, dass unsere Kinder auf Deutsch bzw. hier in China auf Englisch lernen können.
 

Wo arbeitest du gerade und was sind deine alltäglichen Aufgaben?

Zurzeit arbeite ich als Konstrukteur in der Abteilung Bodyshop Process Planner. Vereinfacht gesagt, bin ich für die Einhaltung der Fristen, die Kostenkontrolle und natürlich für die Qualität beim Entwurf der Linien, die die Seitenwände des Autos herstellen, verantwortlich.

Wie ist dein Verhältnis zu den dortigen Kollegen?

Meine Kollegen hier haben mich warm aufgenommen. Ich habe sie schon in der Anfangsphase des Projekts unterstützt, damals noch von Deutschland aus, und als ich ankam, wurde ich nicht als Fremder begrüßt. Das hat mir viel dabei geholfen, dass wir eine der intensivsten Phasen des Projekts, die Inbetriebnahme der Produktionslinie, in guter Laune durchmachen konnten. Unsere Mittagessen verbringen wir immer in einer guten Atmosphäre gemeinsam, und wir organisieren oft auch gemeinsame Abendessen außerhalb der Arbeitszeit. Meine Kollegen sind offen, interessiert und aufmerksam.


Welche Unterschiede hast du in der Arbeitskultur festgestellt?

In China spielen persönliche Beziehungen eine viel größere Rolle als bei uns. Die wichtigen Dinge werden beim Mittagessen und nicht in Besprechungen abgestimmt. In dieser Hinsicht gibt es mehr Ähnlichkeiten mit den Ungarn als mit den Deutschen. Der organisatorische Aufbau ist jedoch viel hierarchischer – Entscheidungen werden in der Regel von oben getroffen, so dass es weniger individueller Spielraum gibt, vor allem im Ingenieurwesen. Das sind die Hauptunterschiede, denn im täglichen Leben arbeiten sie auf die gleiche Weise, in der gleichen Struktur wie wir.

Die größte Herausforderung für mich war, dass – wegen des sog. Gesichtsverlusts – nicht jedes „Ja“ eine tatsächliche Zustimmung bedeutet. Aufgrund kultureller Unterschiede ist es manchmal schwierig zu erkennen, was die wahren Absichten sind. Dies sind jedoch die Situationen, aus denen man am meisten lernen kann.
 

Was denkst du, was sind die persönlichen/beruflichen Eigenschaften, die jemand unbedingt braucht, um bei einer Entsendung Erfolg zu haben? Was empfiehlst du denjenigen, die sich auf eine Entsendung begeben wollen, noch vorher zu tun?

China ist ein ganz besonderes Land. Es ist wichtig, dass man eine Entsendung mit einem stabilen beruflichen Hintergrund antritt. Es ist ein Unterschied, ob man zum Lernen da hinfährt oder bereits an einem bestimmten Projekt arbeiten wird: die Verantwortung und die Erwartungen sind dann ganz verschieden. Während bei einem Stipendium oder einem Studienaufenthalt das Lernen und die Entwicklung im Vordergrund stehen, muss man bei einem vom Arbeitgeber geleiteten Projekt sofort zu den Ergebnissen beitragen. Gute Kontaktfähigkeit, Empathie und Offenheit sind hier besonders wichtig. Geduld und Flexibilität sind unabdingbar – man muss in der Lage sein, sich von gewohnten Mustern zu lösen und sich den lokalen Normen anzupassen.

Es ist ein Teamspiel, bei dem der Erfolg auf dem Aufbau von Vertrauen beruht. Kulturelle Unterschiede sind oft eine Herausforderung – zum Beispiel ist das Konzept des persönlichen Raums oder des Datenschutzes ganz anders als bei uns. Hier ist es normal, dass die Leute Fotos und Videos machen, auch ohne zu fragen – man muss lernen, damit umzugehen. Am Anfang kann es seltsam sein, aber man kann sich mit der Zeit daran gewöhnen. Aber im Gegenzug können wir in einer Sicherheit leben, wie vielleicht nirgendwo sonst.

Wenn jemand eine Entsendung plant, empfehle ich ihm/ihr, mit Leuten zu sprechen, die schon in China gelebt oder gearbeitet haben – und vorzugsweise auch aktuelle Erfahrungen haben. Die digitale Welt verändert sich hier sehr schnell, was auch einen großen Einfluss auf das tägliche Leben hat. Deshalb ist es wichtig, sich auf die aktuellsten Informationen zu stützen. Aber wenn jemand sich zu diesem Abenteuer hingezogen fühlt, soll er/sie nicht zögern – ich bin sicher, es wird ein einmaliges Erlebnis sein.
 

Bist du allein oder mit deiner Familie gereist?

Gemeinsam mit meiner Frau und unseren beiden Kindern im Teenageralter haben wir uns auf dieses aufregende Abenteuer eingelassen.
 

Wie verbringt ihr eure Freizeit?

Unsere Freizeit verbringen wir meistens damit, Asien zu erkunden – so sehr, dass wir in den letzten zwei Jahren nicht mehr nach Ungarn zu Besuch gingen. Das größte Erlebnis war für mich der Zhangjiajie Nationalpark – diese Berge inspirierten die schwebenden Berge im Film Avatar. Die andere atemberaubende Landschaft waren die „Zuckerhut“-Berge der Region Guilin - Yangshuo, aber es war auch ein prägendes Erlebnis, die Terrakotta-Armee live zu sehen. Jetzt bereiten wir uns auf eine weitere zweitägige Wüstentour vor.

Als persönliche Herausforderung nehme ich regelmäßig an Laufwettbewerben in verschiedenen Nationalparks teil. Eines meiner ganz besonderen Erlebnisse war der Lauf auf der Chinesischen Mauer.

Könntest du dir vorstellen, nach dem Ende deiner Entsendung im Ausland zu leben?

Wie ich bereits erwähnt habe, ist China ein sehr polarisierendes Land – manche Leute sind begeistert, andere können sich nur schwer damit identifizieren. Glücklicherweise gehöre ich zu den Ersteren, so dass ich mir durchaus vorstellen kann, in Zukunft wieder hier zu arbeiten. Und Deutschland ist für uns fast wie nach Hause kommen – auch dort fühlen wir uns wie zuhause.

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